Die Anzahl der Baugenehmigungen für Wohnungen brechen erneut stark ein.
Nach der Prognose des ifo-Instituts verfehlt die Bundesregierung ihre wohnungsbaupolitischen Ziele deutlich, denn die Aussichten für den deutschen Wohnungsbau haben sich im Mai 2023 erneut eingetrübt.
Wegen gestiegener Zins- und Materialkosten brach die Zahl der Baugenehmigungen um 25,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 23.500 Wohnungen ein, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte.
Die Zahl sinkt damit bereits seit einem Jahr kontinuierlich. Im April hat es mit 31,9 Prozent den stärksten Einbruch seit mehr als 17 Jahren gegeben, im März fiel der Rückgang mit 29,6 Prozent ähnlich hoch aus.
Zum Rückgang der Bauvorhaben haben vor allem steigende Baukosten und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen sowie energetische Bauauflagen beigetragen.
Nach acht Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) in Folge auf aktuell 4,00 Prozent haben sich die Baukredite spürbar verteuert.
Es fehlt damit nicht nur Wohnraum, auch die gesamte Bauwirtschaft bekommt diesen Abwärtstrend, der längst nicht nur die Baubranche in Deutschland betrifft, zu spüren.
Deutschland gehört damit zu den Staaten mit dem stärksten Rückgang beim Wohnungsbau in Europa.
Immer mehr Unternehmen geraten in Bedrängnis – selbst konkret geplante Projekte werden gestoppt. Dabei spielt auch die Förderung eine Rolle.
Dramatisch veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen durch hohe Baukosten, gestiegene Zinsen und schärfere Anforderungen an die Nachhaltigkeit halten immer mehr Unternehmen vom Wohnungsbau ab.
Deutschland gehört zu den europäischen Staaten mit den stärksten Rückgängen, wie Berechnungen der Forschergruppe Euroconstruct zeigen, zu der auch das Ifo-Institut gehört: In 19 untersuchten Ländern erwarten die Experten im Jahr 2025 einen Saldo von knapp 1,6 Millionen Wohnungsfertigstellungen – das wäre ein Rückgang um 14 Prozent im Vergleich zu 2022, während hierzulande das erwartete Minus mit 32 Prozent mehr als doppelt so groß ist.
Es ist höchste Zeit zur Kurskorrektur. Nach der fast vollständigen Streichung der Neubauförderung im vergangenen Jahr spürt man nun zunehmend die negativen Folgen dieser Entscheidung. Nun braucht es eine deutliche Zinsstütze etwa durch KfW-Kredite sowie ein temporäres Aussetzen der überzogenen energetischen Anforderungen. Sonst wird sich die Krise auf dem Wohnungsmarkt weiter verschärfen.
Ihr Ivo Teichmann
MdL Sächsische Schweiz